Bearbeitung der Listen

Im Rahmen des Pilotprojektes wurden die Volkszählungslisten des Landesarchivs verfilmt und daraufhin über ein Filmlesegerät Kopien erzeugt, die bearbeitet werden können und die Urlisten schonen. Anschließend wurden die Rohdaten in eine Excel-Datenmaske eingegeben; diese gängige Software wurde gewählt, da sie auf den meisten Rechnern vorhanden ist und viele studentische Mitarbeiter ihre Daten via Netz von zu Haus eingaben. Vorab wurden gleichmäßige Konventionen und Variablen festgelegt, um ein einheitliches Datenmaterial zu erhalten, an dem dann anschließend mit anderen Programmen (u.a. SPSS, MapView SVG, ArcView, Canvas X) wissenschaftliche, statistische Auswertungen vorgenommen und in einem historisch-geografischen Informationssystem dargestellt werden können.

Die ersten Schwierigkeiten, die auftraten, betrafen die Haushalts und Familiengröße, die nicht in den Listen vermerkt sind und durch den heutigen Bearbeiter festgelegt werden mussten. Häufig wurde das Schema: Familienvorstand; Familie; Gesinde nicht eingehalten, sondern am Ende der Liste eines Dorfes fand sich ein unterschiedlich großer Annex von Personen, die am Tag der Zählung vielleicht nicht im Dorf waren und den Haushalten und Familien zu Beginn der Dorfzählung zugeordnet werden mussten. Weitere Unsicherheitsfaktoren bei der Zählung waren das Erinnerungsvermögen der Einwohner was ihren Geburtstag und -ort anging, Angaben wie „weiß nicht wann und wo geboren“ kommen durchaus vor und die Bewohner einiger Dörfer in Nordmecklenburg waren angeblich ausnahmslos an den festen Tagen Weihnachten, Neujahr, Ostern, Pfingsten, Johannis, Michaelis und St. Martin geboren. Neben dem Problem der uneinheitlichen, teilweise schwer nachzuvollziehenden Schreibweise von Ortsnamen tauchen gelegentlich auch ungenaue Zeitangaben der Anwesenheit an einem Orte auf, die als Rechengrundlage unbrauchbar sind. So heißt es in dieser Spalte hin und wieder: „hier geboren, dann auf Wanderschaft, jetzt wieder hier“ oder „seit früher Jugend“ und „seit mehreren Jahren“.

Trotz der auftretenden Ungenauigkeiten bleibt festzuhalten, dass die Volkszählungsliste von 1819 wegen der Dichte der Informationen und ihrer Seltenheit eine historische Quelle besonderen Ranges darstellt, die es uns erlaubt, auf dem Gebiet der historischen Demographie, der Bevölkerungs- und der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte u.a. Fragen zu Alter, der Berufs- und Geschlechterstruktur, Mobilität, Binnen- und Außenwanderung der mecklenburgischen Gesellschaft am Beginn der Moderne zu stellen.